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Die Fototapete "Liebe" in der WELT AM SONNTAG.
Immer an der Wand lang. Die Fototapete ist nicht totzukriegen. Nach Jahren der Schmähung erlebt sie nun von Witten aus ein Comeback mit neuen Motiven. Von Andreas Fasel. Wenigstens bei dieser einen Geschmacksfrage gibt es schon seit langem keinen Streit mehr: Fototapeten sind out. Oder doch nicht? Wer sich in den letzten fünfzehn Jahren einen Bergsee oder einen Sandstrand an die Wand klebte, musste mit Beschimpfungen aller Unarten rechnen: Spießer war noch die harmloseste. So fand die Republik beim Urteil über die Fototapete zu einem letzten (oder ersten?) ästhetischen Konsens: Jugendzimmerkultur und Schrankwandbürgertum waren sich einig: Die Fototapete übertrifft auf der Rangliste der Scheußlichkeiten bei weitem noch den Gelsenkirchener Barock. In schöner Regelmäßigkeit erschienen Hass? und Vernichtungsartikel über diese wandfüllenden Postkartenidyllen ? selbst dann noch, als die Fototapete schon längst am Boden lag. So blieb die Vielgeschmähte präsent, obwohl es sie doch eigentlich schon gar nicht mehr geben durfte. Andererseits müsste es doch sehr verwundern, Wenn jene besinnungslos um sich greifende Rückbesinnung auf die 70er und 80er Jahre, dieser unbeugsame Willen zum Retro?Kult, ausgerechnet vor wandfällenden Laubwäldern und Sonnenuntergängen Halt machen sollte, wo man doch sogar schon Guildo Horn ausgehalten hat. Und Tatsache ist: Es gibt wieder (oder muss man sagen: immer noch?) Menschen, die sich ohne Rücksicht auf ihr Ansehen eine Fototapete in die Wohnung pappen. Und da stellt sich die schwere Frage: Sind das nun hoffnungslose Fälle oder Trendsetter ersten Ranges? Der Wittener Wolfgang Manhoff hat, nach eigener Einschätzung, entscheidend an einem Tapetengesinnungswechsel mitgewirkt. Manhoff ist mit seinen 37 Jahren alt genug, um die erste Hochglanzzeit der Fototapete aus eigener Anschauung zu kennen: Er kleisterte als junge bei seinem Onkel Manhatten bei Nacht an die Wand und fand das sehr, sehr cool, wie er sagt. Zwar kann er diesem Motiv heute nichts mehr abgewinnen. Aber die Grundidee muss sich tief in sein Unterbewusstsein eingegraben haben. Vor einigen Jahren jedenfalls blickte der Interieur?Unternehmer Manhoff auf eine weiße Wand und fing von einem Produkt zu träumen an, das erstens riesengroß sein sollte, zweitens im Verhältnis zu seiner Größe billig sein müsste und das deswegen, drittens, jeder haben möchte. Manhoff besann sich also auf die Fototapete, wollte sie aber keinesfalls mit den einschlägigen Idyllen bedrucken. Zumal diese Marktnische seit Jahr und Tag von der bayrischen Firma Komar besetzt ist, die, ihrerseits mit allen Mitteln des Marketings an einem Comeback der Fototapete arbeitet. Manhoff suchte nach anderen Vorlagen und kam auf Rosen und Eiswürfel. So entstand gewissermaßen eine Umkehrung der alten Fototapetenidee. Anstatt die große, weite Welt leicht verkleinert ins Zimmer zu holen, vergrößerte Manhoff den Mikrokosmos ins Riesenhafte. Und das gefällt Kunden wie Michael Wiemann aus Oelde, der Fototapeten eigentlich nur hässlich findet. Die Eiswürfel aber, die nun in Bratpfannengröße seine  Küchenwand verzieren, gefallen sogar Wiemanns Gästen ? und zwar so gut, dass zwei von ihnen schon über eine ähnliche Wandverkleidung nachdenken. Mithin findet die Rückkehr der Fototapete gewissermaßen in einer abgemilderten, leichter erträglichen Variante statt. Jedoch es gibt auch den echten Hardcore?RetroFan, Der Düsseldorfer Tobias Blunck, 25 Jahre alt, tätig im Intemet?Marketing und auch in seiner Freizeit auf der Höhe der Zeit, hat soeben sein Wohnzimmer in einen Palmenstrand verwandelt. Das sei ideal zum Chillen, sagt er. Und eigentlich sollte ein zweiter Palmenstrand (diesmal mit Sonnenuntergang) das Schlafzimmer des bekennenden Karibikfans in Stimmung bringen. Doch bald schon fiel der Sonnenuntergang wieder von der Wand. Vielleicht ist das ein treffendes Sinnbild für die Überlebenschance dieses jüngsten Trends. Fototapeten im Netz  www.phototapete.de

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